Arbeit mit demenzkranken Menschen - Professioneller Umgang mit dem Vergessen
Geliebte Menschen werden nicht mehr erkannt, Erinnerungen an das eigene Leben sind wie weggesperrt. Zur fortschreitenden Vergesslichkeit kommen Aggressionen und Persönlichkeitsveränderungen hinzu. Demenz ist ein belastendes Krankheitsbild für alle Beteiligten. Auch für Pflegepersonal ist der Umgang mit Menschen mit dementieller Erkrankung nicht immer leicht. Ebenso wie Angehörige wissen sie nicht in jeder Situation, wie sie am besten reagieren sollen oder optimal auf die Kundin oder den Kunden eingehen können. Es gibt jedoch ein paar strategische Empfehlungen, die Dir die Arbeit mit demenzkranken Menschen im professionellen Kontext erleichtern können.
Demenz verstehen lernen
Grundvoraussetzung für die Arbeit mit dementiell erkrankten Menschen ist das Verstehen der Krankheit. Natürlich ist das zunächst eine schwierige Aufgabe. Führ Dir am besten einfach folgenden Satz bei Deiner Arbeit immer wieder vor Augen: Menschen mit Demenz sind Erwachsene und ihre Welt macht Sinn. Das bringt für den Umgang mit ihnen eine gewisse Grundhaltung mit sich. Keinesfalls sollte man demenzkranke Menschen wie Kinder behandeln oder bevormunden. Wie bei allen anderen Pflegebedürftigen auch ist eine Begegnung auf Augenhöhe angebracht. Außerdem gilt es, die Welt eines Menschen mit Demenz zu akzeptieren und ihm nicht etwa unsere Realität aufzwingen zu wollen. Denn für Betroffene sind ihre Taten und Gedanken logisch, auch können sie oftmals Vergangenheit und Gegenwart nicht mehr unterscheiden. Versetze Dich in diese Weltsicht hinein und nimm sie unhinterfragt an.
Umgang mit Menschen mit Demenz: Dos & Don’ts
Bei Demenz bilden sich kognitive Fähigkeiten zurück, auch das Hör- und Sehvermögen verschlechtert sich bei vielen Betroffenen. Das hat zur Folge, dass Kommunikation für Menschen mit Demenz immer herausfordernder wird. Das A und O für den Umgang mit Erkrankten ist deshalb die richtige Kommunikationstechnik. Folgende Tipps führen zu einer besseren Verständigung:
- Einfache Sprache: Benutze gerade im fortgeschrittenen Stadium der Krankheit klare, unkomplizierte Sätze und wiederhole wichtige Informationen mehrmals. Sprich dabei stets langsam und deutlich. Ironie, Sarkasmus und Metaphern dagegen solltest Du vermeiden, da sie von Menschen mit Demenz nicht mehr verstanden werden.
- Simple Fragen: Fragen sind eine besondere Hürde für dementiell Erkrankte. Denn sie erfordern Entscheidungen und Erklärungen. Verzichte deshalb möglichst auf W-Fragen (wer, was, wie …) und ziehe stattdessen offene Fragen mit wenigen Alternativen oder Ja/Nein-Fragen vor. Diese können sehr viel leichter beantwortet werden. Statt “Was möchten Sie trinken?” kannst Du etwa fragen “Möchten Sie Wasser oder Saft?”
- Deutliche Körpersprache: Nonverbale Kommunikationssignale sind wichtig im Umgang mit dementiell erkrankten Menschen. Sprich die Kund:innen immer direkt von vorne an und halte Blickkontakt. Achte außerdem auf eine aussagekräftige Mimik und Gestik, das verleiht Aussagen und Informationen mehr Ausdruck.
- Zeit geben: Menschen mit Demenz müssen im Gespräch oft erst nach den richtigen Worten suchen. Gib ihnen deshalb immer die Zeit, die sie dafür brauchen. Sonst entsteht für sie schnell eine Stresssituation, die zu Frustration oder Aggression führen kann.
Selbstverständlich hört es mit der Kommunikation aber noch nicht auf. Auch Dein Verhalten gegenüber demenzkranken Menschen solltest Du der Krankheit entsprechend anpassen. Befolge dazu folgende Punkte:
- Kritik vermeiden: Diskussionen, Korrekturen und Vorwürfe führen bei Menschen mit Demenz oft zu Verlegenheit und Frust. Besser ist es, Du lässt Dich auf die Person ein. Wenn eine Klientin oder ein Klient etwa den Verdacht äußert, jemand habe die Fernbedienung versteckt, wehre nicht ab. Stattdessen kannst Du die Angst nehmen und vorschlagen, gemeinsam danach zu suchen.
- Ablehnung akzeptieren: Menschen mit Demenz reagieren manchmal ablehnend, zeigen Desinteresse oder auch Überforderung. Wenn das der Fall ist, solltest Du den Betroffenen nicht zu etwas drängen, was er nicht möchte. Akzeptiere die Ablehnung und suche nach einem alternativen Weg.
- Schlüsselreize nutzen: Wenn ein demenzkranker Mensch ängstlich ist, kannst Du ihn auf andere Gedanken bringen, indem Du besondere Ereignisse aus der Vergangenheit ansprichst. Informiere Dich dazu vorher über die Lebensgeschichte der Person und prüfe, welche schönen Erinnerungen noch vorhanden sind.
Pflege zwischen Nähe und Distanz
In der Pflege sind Empathie und Einfühlungsvermögen angebracht. Dabei stehen Pflegekräfte natürlich vor der besonderen Herausforderung, sich die Schicksale der ihnen anvertrauten Menschen nicht zu sehr zu Herzen zu nehmen. Auch im Umgang mit Demenz ist es wichtig, dass Du bei allem Mitgefühl Dich selbst nicht übernimmst. Dazu muss eine gute Balance zwischen menschlicher Nähe und professioneller Distanz gefunden werden. Mentale Stärke ist in diesem Zusammenhang ein sehr wichtiger Faktor und kann trainiert werden.
Mit Geduld und Empathie ans Ziel
Der richtige Umgang mit Demenz ist nicht immer leicht aber möglich, wenn man sich an ein paar strategische Richtlinien hält. Gerade wenn Du ursprünglich nicht aus der Altenpflege kommst oder über einen Quereinstieg Deinen Weg in die Pflege gefunden hast, hattest Du bisher vielleicht nur sehr wenige Berührungspunkte mit der Erkrankung. Die hier aufgeführten Tipps sowie entsprechende Fort- und Weiterbildungen können Dir bei Deiner täglichen Arbeit helfen. Sei Dir außerdem immer bewusst: Deine Arbeit trägt einen großen Teil dazu bei, dass die Betroffenen trotz ihrer Diagnose ein möglichst selbstbestimmtes und zufriedenes Leben führen können. Du bist ihnen eine große Hilfe.









