Arbeit mit demenzkranken Menschen - Professioneller Umgang mit dem Vergessen

Giovanni Bruno • 11. Januar 2023

Geliebte Menschen werden nicht mehr erkannt, Erinnerungen an das eigene Leben sind wie weggesperrt. Zur fortschreitenden Vergesslichkeit kommen Aggressionen und Persönlichkeitsveränderungen hinzu. Demenz ist ein belastendes Krankheitsbild für alle Beteiligten. Auch für Pflegepersonal ist der Umgang mit Menschen mit dementieller Erkrankung nicht immer leicht. Ebenso wie Angehörige wissen sie nicht in jeder Situation, wie sie am besten reagieren sollen oder optimal auf die Kundin oder den Kunden eingehen können. Es gibt jedoch ein paar strategische Empfehlungen, die Dir die Arbeit mit demenzkranken Menschen im professionellen Kontext erleichtern können.

Demenz verstehen lernen

Grundvoraussetzung für die Arbeit mit dementiell erkrankten Menschen ist das Verstehen der Krankheit. Natürlich ist das zunächst eine schwierige Aufgabe. Führ Dir am besten einfach folgenden Satz bei Deiner Arbeit immer wieder vor Augen: Menschen mit Demenz sind Erwachsene und ihre Welt macht Sinn. Das bringt für den Umgang mit ihnen eine gewisse Grundhaltung mit sich. Keinesfalls sollte man demenzkranke Menschen wie Kinder behandeln oder bevormunden. Wie bei allen anderen Pflegebedürftigen auch ist eine Begegnung auf Augenhöhe angebracht. Außerdem gilt es, die Welt eines Menschen mit Demenz zu akzeptieren und ihm nicht etwa unsere Realität aufzwingen zu wollen. Denn für Betroffene sind ihre Taten und Gedanken logisch, auch können sie oftmals Vergangenheit und Gegenwart nicht mehr unterscheiden. Versetze Dich in diese Weltsicht hinein und nimm sie unhinterfragt an.

Umgang mit Menschen mit Demenz: Dos & Don’ts

Bei Demenz bilden sich kognitive Fähigkeiten zurück, auch das Hör- und Sehvermögen verschlechtert sich bei vielen Betroffenen. Das hat zur Folge, dass Kommunikation für Menschen mit Demenz immer herausfordernder wird. Das A und O für den Umgang mit Erkrankten ist deshalb die richtige Kommunikationstechnik. Folgende Tipps führen zu einer besseren Verständigung:

 

  • Einfache Sprache: Benutze gerade im fortgeschrittenen Stadium der Krankheit klare, unkomplizierte Sätze und wiederhole wichtige Informationen mehrmals. Sprich dabei stets langsam und deutlich. Ironie, Sarkasmus und Metaphern dagegen solltest Du vermeiden, da sie von Menschen mit Demenz nicht mehr verstanden werden.
  • Simple Fragen: Fragen sind eine besondere Hürde für dementiell Erkrankte. Denn sie erfordern Entscheidungen und Erklärungen. Verzichte deshalb möglichst auf W-Fragen (wer, was, wie …) und ziehe stattdessen offene Fragen mit wenigen Alternativen oder Ja/Nein-Fragen vor. Diese können sehr viel leichter beantwortet werden. Statt “Was möchten Sie trinken?” kannst Du etwa fragen “Möchten Sie Wasser oder Saft?”
  • Deutliche Körpersprache: Nonverbale Kommunikationssignale sind wichtig im Umgang mit dementiell erkrankten Menschen. Sprich die Kund:innen immer direkt von vorne an und halte Blickkontakt. Achte außerdem auf eine aussagekräftige Mimik und Gestik, das verleiht Aussagen und Informationen mehr Ausdruck.
  • Zeit geben: Menschen mit Demenz müssen im Gespräch oft erst nach den richtigen Worten suchen. Gib ihnen deshalb immer die Zeit, die sie dafür brauchen. Sonst entsteht für sie schnell eine Stresssituation, die zu Frustration oder Aggression führen kann.

 

Selbstverständlich hört es mit der Kommunikation aber noch nicht auf. Auch Dein Verhalten gegenüber demenzkranken Menschen solltest Du der Krankheit entsprechend anpassen. Befolge dazu folgende Punkte:

 

  • Kritik vermeiden: Diskussionen, Korrekturen und Vorwürfe führen bei Menschen mit Demenz oft zu Verlegenheit und Frust. Besser ist es, Du lässt Dich auf die Person ein. Wenn eine Klientin oder ein Klient etwa den Verdacht äußert, jemand habe die Fernbedienung versteckt, wehre nicht ab. Stattdessen kannst Du die Angst nehmen und vorschlagen, gemeinsam danach zu suchen.
  • Ablehnung akzeptieren: Menschen mit Demenz reagieren manchmal ablehnend, zeigen Desinteresse oder auch Überforderung. Wenn das der Fall ist, solltest Du den Betroffenen nicht zu etwas drängen, was er nicht möchte. Akzeptiere die Ablehnung und suche nach einem alternativen Weg.
  • Schlüsselreize nutzen: Wenn ein demenzkranker Mensch ängstlich ist, kannst Du ihn auf andere Gedanken bringen, indem Du besondere Ereignisse aus der Vergangenheit ansprichst. Informiere Dich dazu vorher über die Lebensgeschichte der Person und prüfe, welche schönen Erinnerungen noch vorhanden sind.

Pflege zwischen Nähe und Distanz

In der Pflege sind Empathie und Einfühlungsvermögen angebracht. Dabei stehen Pflegekräfte natürlich vor der besonderen Herausforderung, sich die Schicksale der ihnen anvertrauten Menschen nicht zu sehr zu Herzen zu nehmen. Auch im Umgang mit Demenz ist es wichtig, dass Du bei allem Mitgefühl Dich selbst nicht übernimmst. Dazu muss eine gute Balance zwischen menschlicher Nähe und professioneller Distanz gefunden werden. Mentale Stärke ist in diesem Zusammenhang ein sehr wichtiger Faktor und kann trainiert werden.

Mit Geduld und Empathie ans Ziel

Der richtige Umgang mit Demenz ist nicht immer leicht aber möglich, wenn man sich an ein paar strategische Richtlinien hält. Gerade wenn Du ursprünglich nicht aus der Altenpflege kommst oder über einen Quereinstieg Deinen Weg in die Pflege gefunden hast, hattest Du bisher vielleicht nur sehr wenige Berührungspunkte mit der Erkrankung. Die hier aufgeführten Tipps sowie entsprechende Fort- und Weiterbildungen können Dir bei Deiner täglichen Arbeit helfen. Sei Dir außerdem immer bewusst: Deine Arbeit trägt einen großen Teil dazu bei, dass die Betroffenen trotz ihrer Diagnose ein möglichst selbstbestimmtes und zufriedenes Leben führen können. Du bist ihnen eine große Hilfe.

Sparschwein Entlastungsbetrag
von Giovanni Bruno 11. Januar 2023
Die Pflege eines Angehörigen ist ein Vollzeitjob. Der Pflegealltag in den eigenen vier Wänden findet nahezu rund um die Uhr statt. Das erfordert natürlich einiges an Zeit und Kraft. Dennoch ist und bleibt der Wunsch pflegebedürftiger Menschen nach dem Verbleib in der eigenen Wohnung nur allzu menschlich wie verständlich. Der Entlastungsbetrag ist eine Leistung der Pflegeversicherung, der Pflegebedürftigen sowie pflegenden Angehörigen gleichermaßen ihren Pflegealltag erleichtert: Ersteren soll ein möglichst abwechslungsreiches sowie eigenständiges Leben zuhause ermöglicht werden, letztere können eine Pause vom Pflegeprozess einlegen. In Höhe von 125 Euro monatlich steht zu diesem Zweck eine Vielzahl an möglichen Betreuungs- und Entlastungsleistungen zur Auswahl. Wir haben die wichtigsten Fakten rund um das Entlastungsgeld für Sie zusammengetragen.
von Giovanni Bruno 12. Dezember 2022
Der Mensch ist ein haptisches Wesen. Wir wollen unseren Tastsinn nutzen, nehmen durch aktive Berührungen unsere Umwelt wahr. Kein Wunder also, dass unsere Hände beschäftigt werden wollen und der Mensch gerne wortwörtlich „eigenhändig” Projekte erschafft. Auch im Alter bleibt dieses Prinzip bestehen, weshalb sich Bastelarbeit hervorragend als Betreuungs- und Aktivierungsangebot eignet. Wir machen immer wieder gute Erfahrungen beim Basteln in der Seniorenarbeit, auch Menschen mit Demenz kann diese kreative Beschäftigung helfen. An erster Stelle steht dabei natürlich stets der Spaß, doch bietet Basteln noch viele weitere Vorzüge.
von Giovanni Bruno 12. Dezember 2022
Puh, es gibt ganz schön viele Ausbildungen. Selbst wenn Du schon weißt, dass es für Dich in die soziale Richtung gehen soll, hast Du immer noch eine ganze Menge an Berufen zur Auswahl. Doch ist das natürlich keine Entscheidung, die man leichtfertig trifft. Denn sicherlich willst Du einen Job, der Dich auch in zehn Jahren noch glücklich macht und für den Du Dich immer wieder begeistern kannst. Wenn für Dich schon feststeht, dass Du gerne mit Menschen arbeiten und einen Beruf mit Sinn ergreifen möchtest, hast Du womöglich auch schon an eine Ausbildung in der Pflege gedacht. Der Pflegeberuf bietet sehr gute Perspektiven, bringt aber natürlich auch seine ganz eigenen Anforderungen mit sich. Wer andere Menschen pflegen möchte, sollte dafür hinsichtlich seiner Persönlichkeit und seiner Interessen geeignet sein. Wir möchten Dir eine kleine Checkliste an die Hand geben, damit Du schon vor der Ausbildung einen ersten Eindruck gewinnen kannst.
Mentale Stärke in der Pflege lässt sich trainieren
von Giovanni Bruno 7. November 2022
Sicherlich ist Pflege einer der schönsten Berufe auf dieser Erde, das würden wir ohne Frage so unterschreiben. Doch bringt unsere Arbeit neben vielen schönen Momenten auch so manche emotionale Herausforderung mit sich. Schließlich brauchen Menschen gerade deshalb unsere Hilfe, weil es ihnen gesundheitlich eben nicht gut geht. Dafür bringen Pflegekräfte jeden Tag besonders viel Empathie auf. Schnell besteht die Gefahr, die Arbeit “mit nach Hause zu nehmen” und sich von traurigen Erlebnissen zu sehr aus der Bahn werfen zu lassen. Das kann natürlich aber nicht Sinn Deines heldenhaften Einsatzes für andere Menschen sein. Um Dein eigenes Wohlbefinden und nicht zuletzt auch Deine Gesundheit zu schützen, ist mentale Stärke im Pflegeberuf von besonders großer Bedeutung.
Eine Frau reicht Unterlagen zur Beantragung eines Pflegegrads
von Giovanni Bruno 7. November 2022
Gleich ob die Pflegebedürftigkeit plötzlich eintritt oder sich im Laufe der Zeit entwickelt: Um das Thema Pflegegrad kommt man in keinem Fall herum. Denn ohne einen solchen finanziert oder bezuschusst die Pflegekasse keinerlei pflegerische Leistungen wie etwa die ambulante Versorgung zuhause oder den Besuch einer Tagespflege. Dabei wird ein Pflegegrad aber niemals automatisch verliehen, sondern muss immer gesondert beantragt werden. Wir geben Ihnen einen ersten Überblick über den zugehörigen Prozess.
von Giovanni Bruno 12. Oktober 2022
Ganz klar, jedes Lebensalter bringt seine ganz eigenen Fragestellungen mit sich. Wie wir leben und wohnen wollen, ist über das gesamte Erwachsenendasein ein zentraler Punkt. Doch im Alter oder bei Krankheit ist das keine bloße Frage des Wollens mehr. Es geht auch darum, was für Körper und Seele sinnvoll oder überhaupt möglich ist. Das unabhängige Leben in den eigenen vier Wänden kann durch abnehmende Mobilität und zunehmendem Hilfebedarf deutlich erschwert werden. Nicht zuletzt spielt für viele Betroffene auch die Alterseinsamkeit eine große Rolle. Diese Schwierigkeiten lassen sich jedoch durch altersgerechtes Wohnen entschärfen. Dazu gibt es heutzutage sehr viele Möglichkeiten: Zu nennen wären etwa der Verbleib in der Einzelwohnung inklusive der Versorgung durch einen Pflegedienst, der Umzug in ein Alten- oder Pflegeheim sowie das Zusammenleben in einer Senioren-Wohngemeinschaft. Sicherlich haben Sie darüber hinaus auch schon vom Betreuten Wohnen gehört, das sich großer Beliebtheit erfreut. Aber wie funktioniert diese Wohnform eigentlich? Wir klären auf.
Arbeiten als Haushaltshilfe im Pflegedienst
von Giovanni Bruno 12. Oktober 2022
Im Alter und bei Pflegebedürftigkeit weiterhin zuhause leben? Klar, das geht. Doch wer in den eigenen vier Wänden wohnt, ist immer auch ein Stück weit auf sich selbst gestellt. So schön das in jungen Jahren sein mag, kann das Alter aus so mancher Aufgabe schnell eine Herausforderung werden lassen. Viele Pflegebedürftige brauchen deshalb nicht nur medizinisch-pflegerische Versorgung, sondern auch Unterstützung im Haushalt. Gängige Hausarbeiten wie der Wocheneinkauf oder die Wohnungsreinigung werden einfach zu beschwerlich. An dieser Stelle kommen die haushaltsnahen Dienstleistungen in der ambulanten Pflege gerade recht. Fleißige Hauswirtschaftskräfte kümmern sich um die anfallenden Tätigkeiten in den Haushalten der Pflegebedürftigen. Vielleicht ist das ja auch ein Job für Dich?
von Giovanni Bruno 20. September 2022
Kann man ungelernt in der Pflege arbeiten? Diese Frage stellen sich viele Menschen, die gerne über einen Quereinstieg in der Pflegebranche Fuß fassen möchten. Meist kommen sie aus einer beruflich ganz anderen Richtung und möchten nochmal neu starten, da sie sich nach einem Job mit Bedeutung und Mehrwert sehnen. Da bietet sich die Pflege natürlich bestens an. Vielleicht geht es Dir ja genauso und du wünschst Dir eine Tätigkeit, die Dich endlich menschlich erfüllt? Als Pflegehilfskraft kannst Du ganz unkompliziert ohne Ausbildung oder Umschulung in der Pflege durchstarten. Wir erklären Dir gerne, wie das geht.
von Giovanni Bruno 20. September 2022
Das menschliche Wohlbefinden ist ein enges Zusammenspiel von Körper und Geist. Geht es einer dieser beiden Seiten schlecht, leidet auch die andere. Es ist inzwischen vielfach wissenschaftlich erwiesen, dass soziale Kontakte eine große Rolle für unsere Gesundheit spielen. Haben wir ausreichend Interaktion mit anderen Menschen, stärkt das Immunsystem und Herz. Einsamkeit und Isolation dagegen können auf Dauer sogar krank machen. Kurz: Soziale Kontakte tun uns gut. Kein Wunder, schließlich ist der Mensch ein Herdentier. Wir sehnen uns nach dem Austausch mit anderen und wollen uns zugehörig fühlen. Auch im Alter bleibt dieses Bedürfnis bestehen. Trotzdem fühlen sich gerade viele ältere Menschen oftmals alleine – insbesondere dann, wenn sie weiterhin in den eigenen vier Wänden leben. Vielleicht wünschen auch Sie sich gelegentlich mehr Gesellschaft? In der Altenpflege spielt die soziale Betreuung eine sehr große Rolle. Wir erklären, wie Ihnen das zu mehr Lebensqualität verhelfen kann.
von Giovanni Bruno 30. August 2022
Auch im Alter noch gesund und fit sein, das wünschen wir uns wohl alle. Doch nicht jeder ist mit so viel Glück gesegnet und viele Senior:innen können aufgrund von Krankheiten oder Altersschwäche ihr Leben nicht mehr so eigenständig führen, wie sie es gewohnt waren. Ohne Hilfe sind sie nicht mehr in der Lage, ihren Alltag zu gestalten und zu bewältigen. Viele Angehörige möchten dann unterstützen, wo sie können. Doch nicht selten stoßen sie dabei an ihre physischen und psychischen Grenzen. Ganz zu schweigen davon, dass sie kaum die notwendigen Kompetenzen mitbringen, sobald der Gesundheitszustand professionelle Pflege erfordert. Aber muss es gleich ein Pflegeheim sein? Schließlich steckt das eigene Zuhause voller Erinnerungen und Geschichten, die man kaum zurücklassen möchte. Hier fühlt man sich wohl, hier ist alles vertraut. Für viele Betroffene ist ein Umzug deshalb unvorstellbar. Vielleicht stehen auch Sie gerade vor der schwierigen Entscheidung, wie Sie einem Angehörigen die bestmögliche Pflege bieten können. Sicherlich möchte niemand diese Wahl leichtfertig treffen. Wir wollen Ihnen deshalb die ambulante Pflege ein wenig näher vorstellen und hoffen, damit bei Ihrer Entscheidung helfen zu können.
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